Wer ist denn die berühmte Pädagogin Glocksee?
Vielleicht fragt sich manchmal jemand, wer denn die berühmte Pädagogin GLOCKSEE gewesen ist, der unsere Schule ihren Namen verdankt. Aber schon ein Blick in ein Lexikon macht uns bald klar, dass es diese berühmte Frau oder Herrn GLOCKSEE nicht gegeben hat – im Gegensatz zu Herrn Waldorf von den gleichnamigen Schulen, der aber genau genommen „Steiner“ hieß. Auch eine bundesweite Suche im elektronischen Telekom-Telefonbuch (Ausgabe Frühjahr 2003) fördert als einzige Funde das GLOCKSEE-Bauhaus e.V. und die GLOCKSEE Strolche in Hannover zu Tage. Es gab und gibt vielleicht niemand namens „GLOCKSEE“.
Wie also kam unsere Schule zu ihrem Namen? In ihrer ersten Zeit hieß sie gar nicht „GLOCKSEE SCHULE“ sondern „Grundschulversuch Suthwiesenstraße“. Denn sie war zunächst organisatorisch der Volksschule Suthwiesenstraße in Döhren zugeordnet, also ihrer heutigen Nachbarschule. Das lag an Lehrerinnen und Lehrern aus der Suthwiesenschule, die in der Initiativgruppe für die Gründung des Schulversuchs mitarbeiteten.
In einem offenen Brief der Gesamtelternversammlung des „Grundschulversuchs Glockseestraße“ vom 17. Januar 1974 an den Rat der Stadt Hannover ist erstmals öffentlich in Anführungszeichen von der „GLOCKSEE SCHULE“ zu lesen, nachdem die Bezeichnung „Glockseeschule“ intern schriftlich ein Jahr zuvor im Protokoll der 2. Sitzung des Schul-Rates des Grundschulversuchs Glockseestraße aufgetaucht war: Unter dem Tagesordnungspunkt 4 ging es um einen „Vorentwurf einer Satzung der Glockseeschule“. Der offene Brief an den Rat der Stadt unterstützte den Antrag des Schulversuchs, die GLOCKSEE-Schulzeit über die Klasse 4 hinaus fortzuführen. Denn die Verlängerung des Versuchs auf sechs – und noch später auf zehn – Schuljahre, war zunächst umstritten. Die offizielle Bezeichnung der Schule blieb aber „Grundschulversuch Glockseestraße“ oder „Schulversuch GLOCKSEE“, auch wenn die Zeitschrift Stern in einem mehrseitigen Bericht von „der Hannoverschen Grundschule GLOCKSEE“ schrieb (Nr. 46 vom November 1974).
Seit Anfang der 80er “Glocksee Schule”
Als die Schule sich am Anfang der 80er Jahre in ihrer Existenz durch einen Erlass des damaligen Kultusministers Werner Remmers (CDU) bedroht sah, sprach und schrieb man selbstbewusst nur noch „GLOCKSEE SCHULE“ oder „GLOCKSEESCHULE“ und verwendete in der Selbstdarstellung das damals entworfene Logo mit der Stencil als Schrifttype.
Das Schriftbild dieser wie ein Kistenaufdruck anmutenden Wortmarke sollte zugleich das institutionell Gefestigte und Bodenständige wie das Vorläufige der Schule als „work in progress“, als lernbedürftiges und -fähiges Projekt symbolisieren. Namen und Logo hat die Schule bis heute beibehalten, auch wenn sie im Februar 1979 in die Hölderlinstraße 6 nach Kleefeld (Nr. 2 auf der Planskizze) und im August 1984 an ihren heutigen Standort Am Lindenhofe 14 nach Döhren umgezogen ist.
Mit der Erweiterung unserer Schule auf zehn Schuljahre in den 80er Jahren führte sie auch öffentlich und offiziell den Namen „GLOCKSEE SCHULE“ (oder „GLOCKSEE SCHULE“).
Es ist also nicht ein Mensch, sondern eine aus einem Flurnamen entstandene Ortsbezeichnung der im Jahr 1869 eingemeindeten hannoverschen Vorstadt GLOCKSEE, der unsere Schule ihren Namen verdankt. Aber wie kam der Ort zu seinem Namen und was bedeutete eigentlich „GLOCKSEE“? Hierzu zitiere ich der Einfachheit halber einen Artikel aus dem Hannoverschen Wochenblatt, einer kostenlos verteilten Zeitung, in der heute Dieter K., ein ehemaliger „GLOCKSEE-Vater“, als Sportredakteur mitarbeitet. In diesem Blatt stand also in der Ausgabe vom 15. September 1993 auf S. 19 zu lesen:
HANNOVER UND DIE WELT
Hannoversche Straßennamen
Wo liegt der Ursprung Hannoverscher Straßennamen? Jetzt geht es um die Straße Glocksee. Ihre Benennung erhielt die Straße 1848. Sie geht zurück auf eine 1360 erstmals genannte Wiese, „dat klockse‘. „Glocksee“ hört sich an, als ob der Name genau aus dem alten Niederdeutsch übersetzt worden wäre. Das meinten auch die Verbreiter der Namenslegende. Demnach habe es in dem Gebiet zwischen Leine und Ihme einen See gegeben. Zu Kriegszeiten sei dort von den Hannoveranern eine Glocke versenkt worden, um zu verhindern, daß Feinde – wie damals üblich – sie zu einer Kanone umschmelzen konnten. Hannoversche Chroniken aus dem 17. Jahrhundert berichten denn auch von diesem makaberen Recycling. Was sich zunächst so plausibel anhört, hat nun mehrere Haken: Der Name „klockse“ ist älter als der hiesige Gebrauch von Feuerwaffen, und die Namenslegende taucht erst in der Neuzeit auf. Zudem steckt hinter „klockse“ weder See noch Glocke. 1446 heißt die Wiese vollständiger „klocksege‘, wobei „se“ bzw. „sege“ nichts weiter als eine übliche Benennung für ein sumpfiges, oft überschwemmtes Gelände ist. Auch „klock“ kann viel bedeuten. Als lautmalerisches Wort ist es glucken, gluckern, glucksen von Wasser. Es kann aber ebensogut von „kolk“ oder „kulk“ stammen, einem Wort, das auch „klock“ geschrieben werden konnte – eine verbindliche Rechtschreibung gab es noch nicht. Der Kolk wäre dann nichts anderes als ein Wasserloch gewesen, das die Leine nach Überschwemmungen hinterlassen hatte. Wo heute die Straßenbahn quietschend ins Depot einbiegt, kam man damals auf jeden Fall kaum trocknen Fußes durch eine gluckernde Wiese.